Zacherl, Eigner und
Winkler |
Der Gerneth Hans von Paulushofen war gleich dafür zu haben, allerdings mit der Einschränkung, es dürfe nicht so lange dauern wie neulich bei der Treibjagd des Kienlein, des Wirtes von Grampersdorf; denn bei ihm zuhause stände eine Kuh zum Kalben an, da müsse er rechtzeitig daheim sein, um keinen Verdruss mit den Alten zu bekommen. "Das kriegen wir schon hin", versicherte der Organisator, "der Kraus Hias macht auch mit und der Batz. Am schönsten ist das Spiel zu fünft, da treiben wir schon noch einen auf von den Jungen." Der Gerneth Hans nutzte heute die Gelegenheit wieder einmal aus zum Abschließen von allerlei Wetten mit seinen Tischgenossen auf ihre Treffsicherheit, auf die heutige Jagdstrecke und dergleichen. Es ging immer um einige Maß Bier für die Runde am Abend. Man musste sich aber vorsehen bei ihm, denn war er der Verlierer, wusste er häufig eine Unklarheit in der Abmachung zum Krebsen zu nutzen. Am gleichen Tische saßen der Zacherl vom Stenzenhof und er Eigner von Arnbuch mit dem Hausnamen "Hoinz". Da war dann noch der Kienlein Hans von Grampersdorf. Was ein anderer in seinem Bereich mit zwei Händen vollbringt, das musste der Kienlein in seinem Dorfwirtshaus und in seinem ansehnlichen Anwesen mit nur einer Hand bewältigen, seit er durch einen Arbeitsunfall seine Linke verloren hatte. Es hatte ihn schwer getroffen damals, aber nicht umgeworfen. Mit eisernem Willen und zäher Ausdauer überwand er die körperliche Beschränkung und es war staunenswert, welche Fertigkeiten er sich auch im Umgang mit dem Jagdgewehr wieder angeeignet hatte, so dass er auch im Flüchtigschießen keinem nachstand. Fast schien es, als spiegle sein aufrechter Gang auch seine ebensolche Gesinnung wider. Es gehörte zu seinem Wesen, auch dem Pfennig seinen Wert zuzuerkennen und so auf Vieles zu verzichten, was andere als selbstverständliche Annehmlichkeiten des Alltags fanden. Gleichwohl war ihm eine echte, etwas verhaltene Heiterkeit zu eigen, sein Wort etwas, der er war - wie man so sagt - ein gestandenes Mannsbild. Sein Tischnachbar war der Winkler von Winden, den der Wind beim Anmarsch gehörig ausgeblasen haben musste, wie aus seinem geröteten Gesicht abzulesen war. Der rief nun dem Batz an den Tisch heran: "Ich bin auf der Suche nach einem Hühnerhund, weil mein alter eingegangen ist. Ich wolle schon eine Anzeige aufgeben im "Beilngrieser Wochenblatt". Weißt, mir keinen, du kommst doch überall umher? "Doch, doch", entgegnete der Gefragte eilfertig. "Der Käufl von Schmellnricht, der Inzenhofer, hätt einen führigen braunen Deutsch-Kurzhaar-Rüden. Er wird gut ein Jahr alt sein. Ich hab ihn arbeiten sehen im August bei der Hühnerjagd im "Landl", draußen bei Freystadt. Klasse, sag ich dir! Das ist der Hund für dich. Frag nur den Voggenreiter, der war auch dabei!" Dieser Kronzeuge war denn auch gleich des Lobes voll für den Hund. Bei der ihm eigenen Ausdrucksweise, in der er sich häufig ebenso gewagter wie bildreicher Vergleiche bediente, konnte man erfahren, der Hunde gehe wie eine Orgel. Er stehe Hühner bombenfest vor wie ein Stock. Er lege eine Quersuche hin, immer schön dreißig bis vierzig Schritte vor der Schützenreihe hin und her wie ein Weberschifferl. Er apportiere die geschossenen Hühner zart und gewandt, wie ein Ober serviert und habe überhaupt einen Apell wie ein Rekrut nach der Ausbildung. Na, was wollte der Winkler noch mehr! Ob er Hund auch feil sei? "Der Käufl hat eine Stube voll Kinder und da ist er heilfroh, wenn er einen Fresser weniger im Haus hat und wenn´s auch nur der Hund ist", wusste der Batz. "Außerdem hat er noch einen zweiten, älteren. Aber das sag ich dir schon heut, der Käufl ist ein gerissener Fuchs. Unter dreißig Reichsmark für den Hund tut sich nichts." "Wenn der Hund so ist, wie ihr geschildert habt, ist mir der Preis nicht zu hoch. Wie aber komme ich zum Inzenhofer?" "Da fehlt nicht viel von vierzig Kilometern für die einfache Wegstrecke, bei den langgestreckten Bergen bedeutet das vier Fahrradstunden hin und ebenso viele zurück. Und ´naus muss ich zu ihm, denn der Winkler kauft die Katz´ net im Sack". Trotzdem
meinte einer, vielleicht lasse sich der Handel doch am Telefon ausmachen.
"Telefonieren? Ich?, widersprach der Interessent. "Ich bin schon vierzig
Jahre alt und hab mein Lebtag noch nie telefoniert. Ich kann mit dem Zeug
nicht umgehen. Und zweitens: wenn ich mit einem red´, dann will ich ihm in
die Augen schaun, zumal bei einer Handelschaft".
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